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BEHINDERUNG
Von einer Behinderung spricht man bei individuellen Beeinträchtigungen eines Menschen, die umfänglich, vergleichsweise schwer und langfristig sind.
In aktuellen Ansätzen zur Definition einer Behinderung nehmen neben medizinisch definierten Schädigungen auch infrastrukturelle Umweltbedingungen, insbesondere aber gesellschaftliche Einstellungen und das Verhalten gegenüber Menschen mit Behinderung einen größeren Raum ein. So liegt dem UN-Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen („Behindertenrechtskonvention“) ein dynamisch angelegtes Verständnis zugrunde: Danach entsteht Behinderung aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit vorhandenen oder zugeschriebenen Beeinträchtigungen und mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren. Behinderung nach der Behindertenrechtskonvention ist als offenes Konzept angelegt.
Kategorien und Ursachen
Grundsätzlich lassen sich Behinderungen grob kategorisieren in:
- körperliche Behinderung
- Sinnesbehinderung
(Blindheit, Gehörlosigkeit, Schwerhörigkeit, Taubblindheit)
- Sprachbehinderung
- psychische (seelische) Behinderung
- Lernbehinderung
- geistige Behinderung
Hinsichtlich der Ursachen lässt sich unterscheiden zwischen:
- erworbenen Behinderungen
- durch perinatale (während der Geburt) entstandene Schäden
- durch Krankheiten
- durch körperliche Schädigungen,
zum Beispiel Gewalteinwirkung, Unfall, Kriegsverletzung
- durch Alterungsprozesse
- angeborenen Behinderungen
-durch Vererbung bzw. chromosomal bedingt
- durch pränatale (vor der Geburt entstandene) Schädigungen.
Behinderungen können auch als Kombination aus mehreren Ursachen und Folgen auftreten (Mehrfachbehinderung, Schwerste Behinderung, oder weitere Behinderungen zur Folge haben, z. B. Kommunikationsbehinderung als Folge einer Hörbehinderung)
Einige Behinderungen werden gesellschaftlich überhaupt nicht als solche wahrgenommen, sondern gelten als Ausdruck mangelnder Selbstbeherrschung und Erziehung des Betroffenen. Dies gilt etwa für die ständigen Blähungen von Menschen, die nach einer Darmkrebsoperation die Bauhin' sche Klappe verloren haben oder die von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen betroffen sind. In einer vergleichbaren Situation befinden sich etwa die Betroffenen der Krankheit Morbus Tourette (neurologisch-psychiatrische, ätiologisch noch ungeklärte Erkrankung). Bei Behinderungen dieser Art sind soziale Behinderung und diskriminierende Ausgrenzung der Betroffenen besonders gravierend.
Häufigkeit
Nach Angaben des statistischen Bundesamtes lebten 2007 (Stand 31. Dezember) in Deutschland 6.918.172 Menschen mit einer Schwerbehinderung. Ein hoher Anteil von ihnen (54,29 Prozent) sind ältere Menschen über 65 Jahre. 20,39 Prozent umfassen die Altersgruppen von 55 bis unter 65 Jahre, 21,31 Prozent von 25 bis unter 55 Jahre. Die restlichen 4 Prozent sind unter 25 Jahre alt. 64,3 Prozent der Behinderungen werden von dieser Statistik als „körperliche Behinderung“ und 9,9 Prozent als „geistig-seelische“ Behinderung eingeordnet. 82,3 Prozent der Behinderungen seien durch Krankheit, zwei Prozent durch Unfälle erworben.
Eine solche Statistik erfasst allerdings nicht alle Personen, die den rechtlichen Status eines Schwerbehinderten (Behinderungsgrad mindestens 50) und den damit verbundenen Schwerbehindertenausweis nach den Kriterien des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales auf Antrag erhalten könnten, sondern nur solche, die ihn erfolgreich beantragt haben. Weil es keine „Meldepflicht“ für Behinderungen gibt, lässt sich die tatsächliche Zahl der Menschen mit Behinderung im oben genannten Sinn nur schätzen, wobei häufig die Zahl von 10 Prozent der Gesamtbevölkerung genannt wird. Nationale und internationale Schätzungen divergieren erheblich, da eine einheitliche und international verbindliche Definition von „Behinderung“ nicht existiert.
In der Schweiz sind Schwerbehindertenausweise unbekannt. Dort sind beim Bundesamt für Sozialversicherung die IV-Renten statistisch erfasst. Im Jahr 2003 bekamen 271.039 Personen einfache Invalidenrenten und 185.476 noch Zusatzrenten. Die durchschnittliche Rente betrug 1396 CHF. Individuelle Maßnahmen (Hilfsmittel, Sonderschulen, Berufliche Ausbildung usw.) bezogen 400.537 Personen. Bei den Männern ist einer von fünf kurz vor der Pensionierung IV-Rentner.
Der Umgang mit Behinderten und Kranken
Vielleicht bist auch du manchmal im Umgang mit behinderten Menschen vorsichtig, unsicher oder verlegen. Tröste dich, den meisten Menschen geht es so. Dabei finden es die meisten behinderten Menschen nicht schlimm, wenn Andere im Umgang mit Ihnen etwas falsch machen, verkehrte Begriffe wählen oder ähnliches. Was sie eher stört ist, wenn nicht behinderte Menschen den Umgang mit ihnen aus Unsicherheit vermeiden.
Deshalb ein paar Tipps für Sie.
Allgemeines Verhalten
Behandle behinderte Menschen zuerst einmal als Menschen, als ganz normale Mitglieder unserer Gesellschaft. Die wenigsten leiden ständig stark unter ihrer Behinderung, sondern sind ein Leben im Rollstuhl oder ohne Augenlicht gewöhnt. Sie sind fröhlich, arbeiten, haben Freunde, verreisen: So wie du und ich auch. Die meisten wünschen sich nichts mehr, als ganz normal behandelt zu werden. Wenn du Hilfestellung leisten willst, da eben nicht alle Dinge so funktionieren, wie bei gesunden nicht behinderten Menschen, beachte folgendes:
Distanzzonen
Jeder Mensch hat um sich herum einen unsichtbaren Kreis, in den er nur die engsten Freunde, die Familie und den Partner lässt, die "Intimzone". Wenn Fremde – und dazu auch noch ohne Ankündigung - in diesen Kreis eindringen, reagieren wir mit Stress. Das hat etwas mit Urinstinkten zu tun, bewusst steuern wir das nicht. Bei uns hat dieser Kreis einen Radius von rund 60 Zentimetern, als ungefähr so viel wie unser Arm lang ist, wenn wir ihn ausstrecken.
Fass also nie einen wildfremden Menschen beim Arm, um ihn über die Straße zu führen und greife nicht einfach an einen Rollstuhl, um über die Bordsteinkante zu helfen. Die Absicht ist gut gemeint, aber: Wie würdest du reagieren, wenn ein Fremder dir ohne ein Wort einfach anpackt?
Frage deshalb: "Kann ich Ihnen über die Straße helfen?" "Soll ich mal mit anpacken?" Nach einer Erlaubnis ist es natürlich völlig in Ordnung den Anderen anzufassen.
Zudem kann auch so der behinderte Mensch seine Eigenständigkeit wahren und selbst entscheiden, ob er möchte, dass ihm geholfen wird. Wahrscheinlich ist der Mensch vor dir nur blind oder er kann nicht laufen. Deshalb kann er trotzdem klar denken und für sich selbst entscheiden. Das Gefühl entmündigt zu werden ist für niemand schön.
Sprache
Diskriminierung äußert sich durch Sprache. Durch den Begriff "Behinderte" fühlen die meisten sich abgewertet, besser ist "behinderte Menschen". Sind gehbehinderte Menschen wirklich "an den Rollstuhl gefesselt"? Nein, sie sitzen darin und benutzen ihn als Hilfsmittel und Transportmöglichkeit. Ebenso sollte das Wort "Mongoloide" nicht benutzt werden. Menschen haben eine Krankheit, die Down-Syndrom heißt. Ebenso wenig gibt es bei uns "Zwerge", die tauchen nur in Märchen auf. Im richtigen Leben heißt es "kleinwüchsige Menschen".
Und wenn keiner dieser Tipps auf deine Begegnung mit einem behinderten Menschen passt? Frage denjenigen! Zeige, dass du interessiert bist und dass du Rücksicht nehmen willst, aber nicht wissen wie. Das bedeutet nicht, dass du die Person über sein Schicksal und seine Krankheit ausfragen sollen. Frage, wie du etwas ausdrücken sollen, wie und ob du helfen kannst und sollst, das kann nicht falsch sein.
Bitte beachte, dass diese Informationen keinesfalls einen Besuch beim Arzt/Ärztin ersetzen können und sollen. Wende dich bitte bei Fragen in jedem Fall an ärztliches Fachpersonal.
Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Behinderung
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